Die öffentliche Debatte über Gewalt im Namen der ‚Ehre‘ ist in weiten Teilen undifferenziert. Zum einen wird das Phänomen oft als „Minderheitenproblem“ oder „kulturelle Eigenart“ relativiert, zum anderen aber häufig auch instrumentalisiert, um Vorurteile gegen (post-)migrantische Milieus zu schüren. Diese Narrative erzeugen weitere Ausschlüsse und verschlechtern die Lage der Gewaltbetroffenen zusätzlich.
Deshalb verstehen wir Gewalt im Namen der ‚Ehre‘ als gesamtgesellschaftliches Problem und ihre Überwindung als vereinendes Anliegen. Die erfolgreiche Arbeit gegen ‚Ehrgewalt‘ erfordert eine intersektionale Perspektive, denn verschiedene Diskriminierungssysteme wie Rassismus, Sexismus, Frauen- und Queerfeindlichkeit wirken gleichzeitig und verstärken sich gegenseitig. Deshalb tragen wir Sorge dafür, die Sensibilität für strukturelle Gewalt und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in allen Maßnahmen konzeptuell zu verankern und Diskriminierung sowie rassistische Vereinnahmungen konsequent abzuwehren.
Ziel der gemeinsamen Arbeit des 2RegionenNetzwerks ist die Überwindung patriarchaler Strukturen in der vielfältigen Gesellschaft, Geschlechtergerechtigkeit und ein gewaltfreies, selbstbestimmtes Leben für alle.
So tragen wir bei zur Umsetzung des Ziels der Istanbul-Konvention, „Veränderungen von sozialen und kulturellen Verhaltensmustern von Frauen und Männern mit dem Ziel zu bewirken, Vorurteile, Bräuche, Traditionen und alle sonstigen Vorgehensweisen, die auf der Vorstellung der Unterlegenheit der Frau oder auf Rollenzuweisungen für Frauen und Männer beruhen, zu beseitigen.“