Häufig werden Betroffene verschleppt, um sie gegen ihren Willen zu verheiraten. Von Zwangsverheiratungen sind vor allem (minderjährige) Mädchen und Frauen betroffen. Aber auch Jungen und Männer werden zur Heirat gezwungen, wenn die Familie glaubt oder weiß, dass sie die heterosexuelle Norm brechen, und diese „Schande“ vermeiden will. Ehepartner*innen werden vor allem nach dem Kriterium des familiären Ansehens ausgewählt, aber auch finanzielle Aspekte fließen ein. Zwischen arrangierten und erzwungenen Eheschließungen zu differenzieren ist oft schwierig. Denn viele Betroffene werden emotional stark unter Druck gesetzt, sodass sie schließlich einer Heirat zustimmen, die sie aus freien Stücken nicht gewollt hätten.
Neben der erzwungenen Verheiratung gibt es auch die Zwangsehe: Die betroffene Person hat zunächst aus freien Stücken geheiratet, die gewünschte Trennung bzw. Scheidung wird aber unterbunden, die Fortführung der Ehe erzwungen. Grund dafür ist meist ein hoher Druck, nach außen hin eine harmonische, dem patriarchalen Ideal entsprechende Familie darzustellen. Eine Scheidung empfindet die Familie oder der Ehepartner als unerträglichen Gesichtsverlust, der unbedingt zu verhindern ist.